SPINE CREASES

MFA degree show at HFBK Hamburg

room installation

wood, cardboard, varnish, fabric, folding chairs, books, photography, clock

dimensions variable

2024

Im Englischen werden die Falten oder Linien, die durch wiederholtes Öffnen und Schließen am Buchrücken von Taschenbüchern entstehen, als spine creases bezeichnet. Sie zeigen, wie oft ein Buch gelesen wurde und beeinflussen dessen Wiederverkaufswert. Auf dem Markt gebrauchter Bücher dienen Beschreibungen wie ex-library copy und dog-eared pages dazu, den Grad der Abnutzung eines Buches zu beschreiben.

SPINE CREASES ist eine skulpturale Rauminstallation, die das Aufeinandertreffen von Kunst, Literatur und Philosophie unter den Umständen öffentlicher Räume betrachtet. Eine in die Architektur integrierte Bank ruft Assoziationen zu Bahnhofswartehallen, Bibliotheken oder sakralen Bauten auf. Vertikale Smartphone-Fotos zeigen in ihrer Rahmung, die an großformatige Wand-Fotokalender erinnert, u.a. ein Buch über den menschlichen Schriftspracherwerb: The Foundations of Literacy. Auf zwei Beistelltischen tummeln sich kleine Bücher samt der fächerartigen Reste ihres finalen Beschnitts, welche auf den handwerklichen Aspekt des Büchermachens verweisen.

In Museen und Kunstvereinen finden sich häufig Schwellenräume, die Buchhandlungen, kleine Bibliotheken oder die Institutionsgastronomie beherbergen. SPINE CREASES nimmt diese institutionellen Übergangsräume und deren ästhetisches und politisches Potenzial in den Blick: Eine hoch an der Wand montierte Leinwand verweist auf ein möglicherweise in der Vergangenheit oder Zukunft liegendes Symposium, eine Uhr und eine waschbeckenförmige Wandskulptur verstärken den Eindruck einer durch öffentliche Gelder aufrechterhaltenen Räumlichkeit.

Die Installation ist zugleich die begehbare Visitenkarte des zeitgleich durch die Künstlerin gegründeten Verlags Informal Friends. Ein Verlagshaus ist ein Haus. Ein Dach über dem Kopf schreibender und lesender Menschen ist eine öffentliche Angelegenheit.